Am nächsten Morgen liessen wir uns dann von unser hochgelegenen Unterkunft einfach die Straßen zum Fähranleger hinabrollen. Die Fähre ist einer von diesen Hochgeschwindigkeits-Katamaren in denen es wie in einem Flugzeug zugeht. Die Fahrräder müssen ans Heck an die Reling gestellt werden, während der Überfahrt werden die Aussenbereiche abgesperrt und man nimmt auf Comfortsesseln platz.Auf Jersey ging dann einige Zeit durch die strengen Kontrollen der englischen Zollbeamten verloren, die einen immensen Aufwand trieben. Die Abfertigung entsprach einem Eincheckvorgang wie man es von Fluggesellschaften kannte – Terrorismusabwehr, so die Begründung.Nachdem wir die Prozedur hinter uns hatten , fuhren wir frohgemut los um die Insel kennenzulernen und lernten sogleich das in Jersey die Leute auf der linken Seite der Straße fahren.... wie uns ein Taxifahrer mit einem lächeln zu verstehen gab, als wir verdutzt vor seinem Auto frontal zum Stehen kamen. Nach dem ersten Schrecken starteten wir unsere Inselrundfahrt von der Haupstadt Saint Hellier Richung Westen nach St.Aubin ,danach über den Inselrücken auf die Nordseite der Insel und von hier aus wieder zurück nach St.Helier. Hierbei fiel uns die unterschiedliche Vegetation auf der Süd- und Nordseite auf, im Norden mutete die Landschaft schon Irish an. Die Insel bietet auch ein eigenes Radwegenetz ,daß ausserhalb der Hauptstraßen geführt wird. Schließlich ging es dann am Abend wieder zurück nach Granville, die peniblen Kontrollen bis wir wieder auf der Fähre fahren dauerten gut 11/2 Stunden. In Granville kamen wir bei Niedrigwasser an , so dass wir die Räder über die vier Etagen von Muscheln bevölkerten Kaitreppen tragen konnten.
Die nächste Etappe wollten wir die Cotentin-Halbinsel in Richtung der Normandie-Invasionsstrände durchqueren. Nachdem wir Granville nordwärts verlassen hatten ,fand sich noch ein netter Dünenweg der uns zu einem verlassenen Strand führte. Die Gelegenheit war günstig sich hier eine Abkühlung zu gönnen, so ließen wir die Räder in den Dünen stehen und schwammen ein wenig im Meer. Weiter ging es dann ins innere der Halbinsel nach Carentan, die Topografie in diesem Teil fast topfeben. In Carentan suchten wir den örtlichen Campingplatz auf und konnten dann noch gemeinsam mit zwei Franzosen der Niederlage der Deutschen Nationalmannschaft im Halbfinale am Fernseher beiwohnen. Am nächsten Tag ereichten wir Omaha-Beach einen von fünf WWII-Invasionsstrände , die Amerikaner hatten hier die heftigsten Kämpfe und die höchsten Verluste während der Invasion 1944. Während der Fahrt unterhalb der Steilküste sahen wir dann auch viele Amerikaner die diesen Ort besichtigen wollten. Eine Unterkunft fanden wir in dem kleinen Fischerhafen Port en Bessin Huppain. Am Abend wanderten wir noch oben an der Steilküste entlang, hier konnte wir noch alte Schützengräben entdecken. Als wir nach Einbruch der Dunkelheit wieder in den Ort zurückkamen, veranstalteten die Eingeborenen gerade einen Autokorso um das niedliche Hafenbecken, zudem wurden zahlreiche Bengalische Feuer entzündet – die WM hatte uns wieder eingeholt und Frankreich war im Finale.Am nächsten Morgen war Fischmarkt am Hafen mit allerlei Fischsorten, lebenden Hummern und Taschenkrebsen. Leider gibt es ja noch keine BobKühl-Fahrradanhänger mit Brennstoffzellenenergieversorgung und 5kg Gesamtgewicht, insofern blieb uns nur ein paar Fotos zu schießen und Wohnmobilisten zu beneiden die hier für den Abend einkaufen können.
An diesen Tag fuhren wir zuerst Richtung Süden nach Bayeux wo wir die Kathedrale und die Altstadt besichtigten. Danach ging es nach Arromanches wieder zur Küste zurück, hier konnten wir die Reste eines der sogenannten “Mulberry”-Häfen der WWII-Landungstruppen anschauen, diese bestehen aus Pontons die im weiten Bogen im Meer um Arromanches zu sehen sind. Unser Etappenziel war schließlich St.Aubain-s.Mer wo wir Quartier in einem Hotel bezogen. St.Aubain-s.Mer ist ein kleiner Badeort mit einer schönen Promenade und einigen alten Strandhäusern. Hier und dort finden sich auch noch Reste der alten Befestigungswerke. Direkt vor unserem Hotel befand sich ein verbunkertes Panzerabwehrgeschütz, zur Meerseite durch Stahlbeton geschützt, konnte diese Stellung den Strand zu beiden seiten unter Feuer nehmen.
Nach einem Pausentag in dem Ort ging es entlang der Küste Richtung Seine-Mündung. Entlang dieser Strecke gibt es mit Cabourg ,Deauville und Trouville s.Mer eine Reihe bekannter Seebäder. Vor allem Deauville, das seine Blütezeit im 19 Jahrhundert zu Zeiten Napoleons III hatte, bot eine schon barocke Anmutung ,mit zahlreichen schönen Villen,einer mondänen Strandpromenade und dem großen Fachwerkhotel “Normandie Barriere”.