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Das Hotel an der Einfallstraße nach Liptovsky Mikulas erwies sich als Fehlgriff: Kurz nach mir zog eine Jugendgruppe ein und es gab dann eine Party bis 5.Uhr morgens.Mit ganzen 2 Stunden Schlaf machte ich mich am nächsten Morgen auf um meine längste Etappe der Tour anzugehen.Die Strecke führte durch das Waagtal, entlang dem größten slowakischem Fluß neben der Donau.Zuerst fuhr ich nördlich auf einer verwundenen Strecke um den Liptovska Stausee herum, um danach immer auf der Europastr.50 entlang der Waag zu fahren.Das hört sich schlimmer an als es ist:Auch die Hauptstraßen in der Slowakei sind für Deutsche Verhältnisse eher mäßig befahren, zudem gibt es einen breiten Seitenstreifen.Die recht flache Strecke auf gutem Asphalt eignet sich zudem hervorragend um "Strecke" zu machen. Zuerst ging es durch ein enges Durchbruchstal mit bewaldeten Hängen zu beiden Seiten und diversen Burgen die oberhalb der Straße auf den Kammlinien gebaut waren. Einige male konnte ich auch Fliegenfischer beobachten die mitten im Fluß standen. Später wichen die Hänge zur Seite und die Fahrt führte mich in ein breiteres Flusstal. Als Ziel für diese Etappe hatte ich mir den Biwakplatz bei den Sulover Felsen ausgesucht, leider verpaßte ich die Abzweigung. Daher entschied ich mich einfach bis zur nächsten brauchbaren Unterkunft weiterzufahren, zumal in meinem Reiseführer einige Hotels verzeichnet waren. Wie sich herausstellte waren die Hinweise alle veraltet ( der Führer ist von 1993) und infolgedessen die Unterkünfte nicht mehr vorhanden. Erst in Nimnica nach 150km zu recht später Stunde "erschien" mir dann das Hotel Neptun, welches irgendwann nach 1993 erbaut worden sein mußte. An der Rezeption beantwortete ich die Frage nach der gewünschten Kategorie mit "Silent!", worauf ich ein Zimmer in den oberen Stockwerken mit einer netten Aussicht auf die Flussbiegung bekam. Nach der wohlverdienten Mahlzeit an der Hotelbar (das Restaurant hatte bereits geschlossen), konnte ich dann auch sehr gut Schlafen.

 

 

Angler auf der Waag

 

Burg über der Waag

 

Sicht aus Hotelzimmer "Neptun"

 

Am nächsten morgen beschloß ich den Tag etwas lockerer anzugehen. Nach einem umfangreichen Frühstück fuhr ich zuerst nach Trencin, wo eine Pause auf dem netten Marktplatz, der von der mächtigen gotischen Burg überragt wird, obligatorisch war. Der weitere Weg führte weiterhin an der Waag entlang und nach einigen Telefonpausen erreichte ich Beckov, ein kleines Dorf direkt an einer Burgruine. Da das Hotel, welches sich einmal direkt unterhalb der Burgruine befand, irgendwann seit 1993 außer Betrieb genommen wurde radelte ich schließlich noch einige Kilometer weiter nach Nova Mesto.

Trencin

 

"Fahrradgarage" mit Bett in Nova Mesto

 

Das nächste Etappenziel war Kromeriz in Tschechien und somit stand der 2. Grenzübertritt an. Die Grenze verläut an der Kammlinie der Weissen Karparten, ein Mittelgebirge mit Höhen bis zu 900mtr. Meine Strecke führte lediglich über knapp 500mtr Höhe. Eine nette kleine Serpentinenstrecke brachte mich hinauf. Die Grenze bestand aus 2 kleinen Häuschen in denen jeweils zwei recht demotiverte Grenzer saßen. Die Slowaken winkten mich dann auch mit einem müden Lächeln durch, auf Tschechischer Seite wurde immerhin noch ein kurzer Blick auf den Pass geworfen. Danach ging es noch ein wenig hoch bis auf 580mtr, worauf dann eine rasante Abfahrt folgte. Über Uherske Hradiste ging es dann weiter bis zum Etappenziel nach Kromeriz.Der 20000 Seelen-Ort hat eine sehenswerte Altstadt die Abends sehr schön beleuchtet wird.Für den nächsten Tag hatte ich mir als Ziel eigentlich Moravska Trebova ausgesucht, als ich nach 50km, durch das recht flache Flusstal der Morave , Olmouc erreichte, entschied ich mich jedoch dafür die Etappe hier zu beenden. Das ehemalige habsburgische Olmütz bietet ein schönes Stadtzentrum, das sich zu besichtigen lohnt. Im nachhinein stellte sich die Entscheidung als glücklich heraus, denn am Nachmittag zog ein Heftiges Gewitter auf. Die schweren Sturmböen knickten neben meinem Hotel einen Baum. Die nächste Etappe führte mich durch hügeliges Terrain nach Moravska Trebova. Auf der Strecke lag die Burg Bouzov, eine schön auf Hügel gelegene Ordensburg. Die Unterkunft die ich in Moravska Trebova in einem Gasthaus bezog war für mich ein wenig Überdimensioniert: Zwei Schlafzimmer mit Doppelbetten, Küche und Bad - das Ganze für umgerechnet 15,- Euro. In Moravska Trebova selbst ist zumindest der Marktplatz sehenswert.

Auf dem Weg nach Kromeriz

 

Kromeriz

 

Marktplatz in Olmouc

 

Abziehendes Gewitter in Olmouc

Auf dem Weg nach Moravska Trebova

Weiter ging es über die Böhmisch-Mährischen-Höhen Richtung Pardubice. Zuerst mit einigen Steigungen verbunden endet die Etappe zuletzt in der Böhmischen Tiefebene. In Pardubice wurde überquerte ich dann zum ersten Mal während der Tour die Elbe, die hier noch relativ schmal war.Sehenswert ist in der Stadt vor allen Dingen das Schloß mit Park und der Marktplatz in der Altstadt. Ansonsten gibt es hier viele mehr oder weniger häßliche Betonburgen. Da ich in der Altstadt keine Unterkunft mehr fand, nahm ich mir ein Zimmer in einer Solchen (Betonburg), zumindest die Aussicht war ganz nett.Am nächsten Morgen ging es dann durch die Böhmische Tiefebene Richtung Jicin. Die Strecke ging über recht flaches Terrain entlang wenig befahrener Landstraßen. Gegen Ende der Etappe kurz vor Jicin wurde ich dann noch von einigen heftigen Gewitterschauern heimgesucht, nachdem selbige abgezogen waren, konnte ich mich dafür an den dampfenden Straßen und einem herrlichen Regenbogen erfreuen.In Jicin gab es dann Probleme eine Unterkunft zu finden, da alle Pensionen und Hotels die ich aufsuchte bereits Belegt waren. Schließlich verwies man mich auf ein Hotel das gerade renoviert wurde, hier fand sich nach einigen Diskussionen noch ein Zimmer. Jicin liegt am Rande des Böhmischen Paradieses so genannt wegen seiner herrlichen Wälder, Sandstein- und Basaltfelsen.

Pardubice

 

Elbe in Pardubice

 

Kurz vor Jicin

 

Jicin

Am nächsten Tag wollte ich mir diesen weiteren Höhepunkt meiner Tour erschließen. Durch dichte Wälder ging es zunächst zur Burg Kost, einer recht gut erhaltenen Gotischen Burg. Als ich die sehr steile Abfahrt zur Burg hinuntergefahren war, vermißte ich zunächst eine weiterführende Straße und dachte schon an einen Schweißtreibenden Aufstieg. Ein Blick in den Reiseführer ergab dann den Hinweis, das die Straße den Hotelparkplatz unterhalb der Burg quert, aber wie heißt es so schön: Wer Anleitungen liest ist Feige. Der weitere Weg führte mich durch das Tal der Psovka: Viele kleine Seen, dichte Wälder und links und rechts steil aufragende Hänge. Beim Hinweis auf die Burg Kokorinsky Dül folgte ich einer steilen und engen gepflasterten Serpentinenstraße, die aus dem Tal führte. Als ich knapp oben angekommen war wurde ich von einer extra für mich dort postierten Regenwolke kräftig abgeduscht. Nachdem mir schließlich auch noch oben das Kettenschloss aufplatzte hatte ich ein merkwürdiges Gefühl von DejaVu. Erinnerungen an meine Norwegentour letztes Jahr wurden wach. Diesmal jedoch hatte ich passende Gegenmittel parat: den Kettennieter an meinem Fahrradwerkzeug. Nach kürzen der Kette um zwei Glieder, was bei der langen Liegeradkette kein Problem darstellt, konnte die Tour fortgesetzt werden.Anschließend gab es noch eine lange Abfahrt hinab in das Elbetal nach Melnik.

Böhmisches Paradies

Burg Kost

 

Böhmisches Paradies

 

See im Tal der Psovka

 

Tal der Psovka

 

Tal der Psovka

 

Melnik liegt hoch oben über dem Zusammenfluß von Moldau und Elbe. ich quartierte mich in einem Hotel hinter dem Schloß im Altstadtzentrum. Insofern konnte ich am nächsten Morgen bereits sehr zeitig vor dem Frühstück noch eine Stadtbesichtigung starten. Beim Start in Melnik begegnete mir noch so ein alter Deutscher Tourenfuchs, der auf seinem Moutainbike lediglich einen alten Leinenrucksack festgeschnallt hatte, in dem er nach eigener Aussage eine Campingausrüstung mit sich führte. Konnte ich kaum glauben, als ich Ihn zuerst sah dachte ich:"Der kommt bestimmt gerade vom Einkaufen und holt jetzt noch seine Packtaschen".Nach einem Gedankenaustausch und den üblichen Fragen nach dem woher und wohin, startete ich dann Richtung Heimat. Da ich am gleichen Tag noch den Campingplatz in Königstein erreichen wollte, entschied ich mich entgegen den Empfehlungen des Bikelineführers "Elberadweg" für das linksseitige Ufer mit der Hauptstraße. So konnte ich auf ebener Strecke und exzellenten Asphalt ordentlich Tempo machen. Der Verkehr war durch den breiten Seitenstreifen für mich noch Akzeptabel. Die Elbe immer an meiner Seite erreichte ich schließlich die typische Szenerie des Elbsandsteingebirges noch auf tschechischer Seite. Kurz vor der deutschen Grenze fielen mir dann einige merkwürdige Pensionen mit noch merkwürdigeren Öffnungszeiten auf. Nach Überqueren der Grenze erreichte ich dann mit Bad Schandau den ersten Ort der mir von einer vorhergegangen Elberadtour mit zwei Freunden bereits bekannt war.Auf dem schön direkt an der Elbe gelegenen Campingplatz bei Königstein schlug ich dann mein Zelt zum Übernachten auf.Am nächsten Tag stand nur noch die kurze Etappe nach Dresden an, so lies ich mir jede Menge Zeit mit dem Frühstück und Zusammenpacken.Der Weg nach Dresden war mir von früher bereits bekannt. Ob des guten Wetters waren auch jede Menge "Torkelradler" unterwegs, was nach meiner gestrigen Expressetappe etwas Nervig war.In Dresden machte ich noch die obligatorischen Abschlussfotos vor der Oper und nahm sogleich den nächsten Zug nach Leipzig, um von dort nach Hannover weiterzufahren.

 

Sicht von Melnik auf den Zusammenfluss von Moldau und Labe (Elbe)

 

Melnik

 

Melnik

 

Theresienstadt

 

Die Elbe

 

Elbesandsteingebirge

 

Campingplatz in Königstein

 

Blick zurück auf die Festung Königstein

 

Elbsandsteingebirge auf Deutscher Seite

 

Am Ziel in Dresden

Die Radtour im Überblick:

28.5. Zugverbindung Hannover-Halle, Nachtzug Halle-Wien

29.5. Erste Etappe: Wien - Senec 118,27km

30.5. Zweite Etappe: Senec - Jelenec 107,73km

31.5. Dritte Etappe: Jelenec - Levice 65,08km

1.6.  Vierte Etappe: Levice - Zvolen 89,77km

2.6.  Fünfte Etappe: Zvolen - Brezno 70,34km

3.6.  Sechste Etappe: Brezno - Telgart 48,86kmS

4.6.  Siebte Etappe: Telgart- Tatranska Lominica 72,15km

5.6.  Achte Etappe: Tatranska Lominica - Liptovsky Mikules 69,32km

6.6.  Neunte Etappe: Liptovsky Mikules - Nimnica 153,90km

7.6. Zehnte Etappe: Nimnica -Nove Mesto 81,67km

8.6. Elfte Etappe: Nova Mesto - Kromeriz 102,19km (über die tschechische Grenze)

9.6. Zwölfte Etappe: Kromeriz - Olmouc(Olmütz) 49,97km

10.6. Dreizehnte Etappe: Olomouc - Moravske Trebova 71,82km

11.6. Vierzehnte Etappe: Moravkse Trebova - Pardubice 103,79km

12.06. Fünfzehnte Etappe: Pardubice - Jicin 95,18km

13.06. Sechzehnte Etappe: Jicin - Melnik 106,36km

14.06. Siebzehnte Etappe: Melnik - Königstein 131,46km

15.06. Achtzehnte Etappe: Königstein - Dresden 45,11km

und zurück per Zug über Leipzig nach Hannover.

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Gesamtstrecke:1582,97km

bis auf 3 Tage eigentlich immer gutes Wetter



Ausrüstung:


Reiseliegerad HPvelotechnik Streetmachine GT ( Kettenblatt 48/38/24 ,Ritzelpaket11-32, Hinten Magura HS33 Hydraulik Felgenbremse, Vorne Magura Louise FR Scheibenbremse) -- Scheibenbremsen am Reiserad? Ursprünglich wollte ich das auch nicht ,aber nach einem wegen überhitzung geplatzdem 20"Reifen in Norwegen blieb mir nichts anderes übrig. Mittlerweile bin ich davon überzeugt: Die Louise FR ist einfach Klasse .. kein Schleifen,kein Quitschen (dank sauberen Einbau) , immer Bremsleistung satt (ein Zug mit dem kleinen Finger genügt und die Fuhre kommt zum stehen), keine Überhitzungsprobleme mehr dank 180er Scheibe... ein Gefühl wie in Abrahams Schoss. Wenn doch einmal Probleme auftauchen sollten..die Cantilever-Sockel sind ja noch vorhanden und irgendeine V-Brake wird man schon am Wegesrand finden ;-)

Taschen: 2xOrtlieb Bikepacker,2xOrtlieb Backroller, 1x Ortlieb rackpack, 4xZusatztasche..mit 29 kg Gepäck.

Campingausrüstung ( nur 3x benutzt): Hilleberg Niak Zelt, Trangia Kocher, Agungilak Schlafsack

Foto: Canon Power Shot A70


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